2019-02 Berufsinfomarkt 2019

Auch virtueller Blick in die Arbeitswelt ist möglich
 
Herrenberg: Interesse der Jugendlichen am Berufsinformationstag an der Jerg-Ratgeb-Schule ist gewaltig
 
von Jenny, Spitzer, Gäubote Herrenberg, 25.02.2019
 
betreuender Lehrer: Jörg Schubert

Ausbildung oder Abitur nachholen? Kfz-Mechatroniker, Bankkaufmann, Landschaftsgärtner oder Krankenpfleger? Von all den Berufsmöglichkeiten kann einem schon mal der Kopf rauchen. Um die Schüler bei der Berufswahl zu unterstützen, fand nun der Berufsinformationstag in der Jerg-Rat-geb-Realschule Herrenberg statt.

Florian Beck zeigt Schülern der neunten Klasse ein LED-Cube-Modell    GB-Foto: Bäuerle

Welcher Abschluss ist vonnöten? Wie müssen die Noten sein? Was muss ich für den Beruf können? Wie läuft die Ausbildung ab? Welche Möglichkeiten bieten sich danach? Fragen über Fragen tauchen im Laufe der Schulzeit bei den Schülern auf. Kein Wunder, dass die Herrenberger Jerg-Ratgeb-Schule beim Berufsinforma-tionstag aus allen Nähten platzt. „Wir sind froh, dass von den Betrieben so viel Hilfe kommt", finden die Schülerinnen Merve und Derya. „Im Internet finden wir selten hilfreiche Antworten auf unsere Fragen." Hier habe man direkte Ansprechpartner. Die Neuntklässlerinnen haben zwar noch ein Jahr Schule vor sich, schmieden aber schon jetzt Pläne für die Zukunft. „Ich will in die kaufmännische Richtung gehen", weiß Merve bereits. Die 14-Jährige möchte sich heute aus jedem Betrieb Informationen herausziehen. „Dann will ich mich überall bewerben und kann hoffentlich am Ende selbst auswählen, wo ich lande."

Derya plant hingegen, ihr Abitur in Angriff zu nehmen. Die 15-Jährige hat deshalb ein Auge auf eine kaufmännische Schule geworfen. „Die bieten ein internationales, wirtschaftliches Abitur an", hat sich Derya schon informiert. „Und ich möchte gerne etwas mit Sprachen machen, das wird an Schulen viel zu wenig angeboten." Der Beruf sinformationstag rege sehr zum Nachdenken an, da sind sich die beiden Mädchen einig.

Über mehrere Stockwerke    sind Stände aufgebaut, die Auswahl ist groß. Einige Betriebe haben, um das Interesse der Schüler zu wecken, zu besonderen Mitteln gegriffen. So bietet die Firma Seeger Gartengestaltung aus Gäufelden den Schülern die Möglichkeit, ihre Landschaftsgärtner-Qualitäten mit einem Bagger zu testen. „Da können die Kids ein bisschen rumprobieren", erklärt Ronny Seeger. „Als kleine Motivation, bei uns mal ein Praktikum zu machen."

"Man sollte aber offen für das Lernen sein und viel Fleiß mitbringen"
Nico Ellinger


Die BW-Bank hat an ihrem Stand hingegen VR-Brillen, mit denen die Jugendlichen den Arbeitsalltag in einer virtuellen Realität beobachten können. „Wir versuchen, auch während der Ausbildung mit Rollenspielen und Digitalisierung zu arbeiten", erklärt die BW-Bank-Vertreterin Theresa Ballnat. „Der Beruf ist für die Schüler sonst wenig greifbar." Wer beruflich die bankkaufmännische Richtung einschlagen möchte, müsse übrigens kein übermäßiges Interesse an Zahlen mitbringen. „Viel wichtiger ist das Interesse am Menschen", findet Theresa Ballnat. Das bestätigt auch ein aktueller Azubi der BW-Bank im Gespräch mit den Schülern. „Man muss sich vor der Ausbildung nicht unbedingt total für das Bankwesen interessiert haben", weiß Nico Ellinger. „Man sollte aber offen für das Lernen sein und viel Fleiß mitbringen."

Generell ist Interesse das A und 0 bei der Berufswahl. Denn oft sind die Noten gar nicht das Entscheidende. Im Pflegeberuf kommt es zum Beispiel auf ganz andere Qualitäten an. „Als Pfleger muss man sehr belastbar sein", erklärt Celine Burgun, die für die Diakonie-schwesternschaft in Herrenberg wirbt, „und Offenheit, Empathie und Flexibilität mitbringen." Der Pflegeberuf habe leider keinen besonders guten Ruf, deshalb brauche es an ihrem Stand etwas Überzeugungskraft, die Schüler zu motivieren. „Man hat natürlich nicht die Aussicht, reich zu werden", ist Celine Burgun realistisch. „Aber man tut Gutes und hat nach der Ausbildung viele Möglichkeiten."

Wer sich nicht gleich an die Praxis wagt, kann sich nach dem Abschluss natürlich auch in der Schule weiterbilden. Die Hilde-Domin-Schule in Herrenberg bietet für eine Erzieherausbildung zum Beispiel zwei Wege: Den praxisintegrierten Unterricht oder zwei Jahre Schule mit Anerkennungsjahr. „Der Beruf Erzieher ist sehr gefragt", freut sich die Lehrerin Jasmin Banani. „Ein anspruchsvoller Beruf mit Zukunft." Ihr Tipp für die Berufswahl? „Erstmal ein Schnupperpraktikum machen!"

Wenn man seine Wahl dann getroffen hat, ist die Bewerbung die nächste Herausforderung. Diana Roth vom Autohaus Weeber, das Standorte unter anderem in Herrenberg und Weil der Stadt hat, rät dahingehend: „Alles hineinschreiben, was man bisher gemacht hat." Schließlich sei jeder in die Schule gegangen, und man müsse sich von anderen abheben. Außerdem sollten sich die Jugendlichen vor einem Bewerbungsgespräch auch über den Betrieb informieren. „Es kommt oft vor, dass die Leute nicht mal unsere Standorte kennen", schüttelt Diana Roth den Kopf. „Das Mindeste ist doch, sich zumindest mal die Homepage genau durchzulesen."
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(Artikel erschienen am 25.02.2019 im Gäubote Herrenberg. Wir danken der Redaktion des Gäubote für die freundliche Genehmigung des Nachdrucks. Siehe auch www.gaeubote.de).