2013-09 Schulbusprojekt 2013

Ohne Drängeln geht es schneller
 
Herrenberg: Fünftklässler erfahren beim Verkehrssicherheitstag, wie sie sich beim Einsteigen verhalten sollen
 
von Rüdiger Schwarz, Gäubote Herrenberg, 19.09.2013
 
betreuender Lehrer: Hermann Rösch

Das Busprojekt für die fünften Klassen an den Schulen im Herrenberger Markweg erhält dieses Jahr eine ganz aktuelle Brisanz. Erst vor gut einer Woche wurde bei Heilbronn nach einem Gerangel und Gedränge ein Achtjähriger von einem Schulbus erfasst und lebensgefährlich verletzt. Das zeigt, wie wichtig es ist, gerade auch die Fünftklässler fit zu machen.

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Experiment: Wenn gedrängelt wird dauert der Einstieg länger    GB-Foto: Holum

 

„Von 16 000 Schulwegunfällen in Baden-Württemberg passieren nur fünf Prozent im und um den Bus herum", weiß der Referent des Verbandes baden-württembergischer Omnibusunternehmer, Martin Burkart. Da hat sich eine Gruppe Fünftklässler vom Andreae-Gymnasium bereits die Sitzplätze in einem Linienbus der Verkehrsbetriebe Nagoldtal gesichert. Kurz zuvor pustet Burkart in seine Trillerpfeife und drückt auf seine Stoppuhr. Die jungen Lehrlinge in Sachen sicherer Beförderung dürfen vor der Bustüre schubsen und drängeln. Das nennt sich Einstiegstest erster Teil. Oft kommt das Menschenknäuel nicht recht voran. Schnell wird klar: Im Gegensatz etwa zu Ameisen, Bienen oder Termiten liegt eine reibungsfreie soziale Ordnung Kindern, aber auch Erwachsenen, nicht blind in Blut.

 

 

Letztlich haben sich dann alle in den Bus gequetscht - ohne Blessuren oder zerbrochene Brille. Es folgt eine kurze Durchsage des Herrn der Stoppuhr: „Das waren 49 Sekunden." Dann heißt es für die ganze Mannschaft noch einmal raus auf den Gehweg der Kalkofenstraße. Jetzt „pfeift" ein anderer Ton: „Alles gesittet und zivilisiert nach der Reihe, bitte." Also Schulranzen runter und einer nach dem anderen durch das Nadelöhr der Bustüre. Der Referent lässt die genommene Zeit für sich sprechen - „33 Sekunden hat das jetzt gedauert".

 

Prävention ist wichtig

 

Im Falle des viertägigen Busprojektes gibt es fast wie beim Führerschein Theorie und ganz praktische Schulung im einstündigen Wechsel. Damit der theoretische Teil aus Rollenspielen nicht gar so grau daherkommt, geht es ans und ins Objekt selbst. Sich etwa die drei Notfallhämmer als private Trophäe unter den Nagel reißen zu wollen, ist so eine Sache für sich, denn: „Hier melden Sensoren dem Fahrer, sobald die aus der Sicherung heraus genommen werden." Sensorische Hydraulik ist auch bei Nothahn und Reversiereinrichtung mit ihm Spiel. Letztere fordert zwecks Vorführeffekt einen „mutigen Dummy" aus den Reihen der Schüler. Ein Fuß in der Tür und einen noch auf dem Bordstein, beweist der, dass man sich nicht mehr in der sich schließenden Bustüre einklemmen kann. Geschweige denn, dass der Bus bei offener Türe noch losfahren kann. An- und Wegfahrsperre machen es eben nicht möglich.

 

„In Liverpool sind die Busse aber immer mit offenen Türen losgefahren", wirft ein Junge in die Runde. „Naja, andere Länder, andere Sitten. Bei uns ist das sehr streng geregelt", merkt Burkart dazu an. Da fiebern alle schon dem legendären Bremstest bei Tempo 30 entgegen. Der ist nicht zu unterschätzen. So fliegt über ordentlich Schmackes der Bremsen ein blauer Kanister von hinten nach vorne durch. „Wenn ihr gerade ins Simsen vertieft seid und es blöd läuft, landet ihr bei so einer Bremsung vorne beim Fahrer", hält der Verkehrstrainer zum Festhalten an. „Wir setzen auf Prävention. Also, dass der Ernstfall erst gar nicht passiert", klärt AGH-Rektorin Dr. Gudrun Schikler über das Gemeinschaftsprojekt der drei Schulen plus der daran beteiligten Partner auf - gerade auch bei den Kleinsten und Schwächsten, den neu startenden Fünftklässlern.

 

„Ein geordneter Ablauf entlastet auch die Fahrer", wissen die Geschäftsführer der beteiligten Busunternehmen, Herbert Däuble und Arno Ayasse. Sabine Riehm vom Elternbeirat der Jerg-Ratgeb-Realschule hebt noch einmal hervor, dass neben den begeisterten Rückmeldungen der Kinder „unterschiedliche Altersgruppen zusammengebracht werden". Denn bei dem "Leuchtturmprojekt" der Markwegschulen spielen lange bereits die Schulbusbegleiter eine tragende Rolle.

 

 (Artikel erschienen am 19.09.2013 im Gäubote Herrenberg. Wir danken der Redaktion des Gäubote für die freundliche Genehmigung des Nachdrucks. Siehe auch www.gaeubote.de).

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