Schulprojekte

Hier sind Projekte aufgeführt, die nicht einzelnen Klassen oder Fachbereichen zugeordnet sind, sondern eher für die gesamte Schule gelten.

 

„Finalsieg” dank eines starken Klassenkaders
 
Herrenberg: 127 Absolventen der Jerg-Ratgeb-Realschule genießen ihre Abschlussfeier in der Markweghalle.
 
von Maria-Dolores Bloching Gäubote Herrenberg, 16.07.2024
 
betreuender Lehrer: Alexander Riegler

Mit ihrem Abschlusszeugnis wurden nun die Absolventen der Jerg-Ratgeb-Realschule feierlich verabschiedet. GB-Foto: Schmidt

Am Vormittag waren sie noch auf Abschlussfahrt in München, am Abend liefen sie festlich gekleidet über den roten Teppich. 127 Absolventen der Jerg-Ratgeb-Realschule zeigten sich unfassbar stolz und glücklich in der Markweghalle. Das Schulorchester der Klassen 7 bis 10 spielte die Filmmusik von „Drachen zähmen leicht gemacht". Majestätisch, kraftvoll und würde voll, wie Schulleiter Alexander Riegler fand - „wie gemacht für den Abschlussjahrgang mit stolzen Leistungen und Ergebnissen". Fünf gelbe Sterne mit den Buchstaben A bis D und 9G, für die 16 Absolventen der Hauptschule, setzten den Rahmen für die festliche Kulisse. Eigentlich hatte sich Schulleiter Riegler das alles ganz anders vorgestellt, auf eine Abschlussfeier mit in tegriertem Fußballfieber gehofft. "Erst Viertelfinale, dann Halbfinale, dann einen meisterlichen Abschlussjahrgang feiern und hinein in ein packendes Finalwochen ende", verriet Riegler seine Hoffnung. Aber es kam anders. Die Analogie zum Fußball zog sich trotzdem wie ein roter Faden durch seine Rede. Auch wenn es der DFB Elf versagt blieb, die Abschlussklassen 2024 „haben ihr Finale erreicht und gewonnen".

Und klar machte Riegler, dass neben Julian Nagelsmann auch die Jerg-Ratgeb-Realschule tolle Leistungsträger im Team hat. Schließlich erhielten 24 Schüler eine Belobigung und 38 einen Preis. „Etwa die Hälfte schneidet mit einem Gesamtschnitt von 2,3 oder besser ab. Wohl dem, der so einen stark besetzten Kader hat", zeigte sich der Rektor mächtig stolz. Den Betreuerstab, in diesem Fall die Eltern, vergaß Riegler nicht. Er bedankte sich für das Vertrauen, die Motivation, die Unterstützung. Auch die Absolventen bedankten sich bei ihren Eltern mit langanhaltendem Applaus.

Mitbauen an einer Welt voller Respekt, Achtung und Fair Play

Stolz war Riegler auch, dass viele der Absolventen zu Jugendlichen gereift sind, die sich für die Welt interessieren, sich einbringen und zeigen, dass sie an einer Welt mitbauen möchten, „in der Respekt, Achtung und Fair Play das Zusammenleben bestimmen. Das macht Hoffnung, schenkt Mut und Zuversicht". Allen wünschte er: „Menschen, die Euch begeistern und die sich von Euch begeistern lassen. Menschen, die mit Euch das Leben in all seinen wunderbaren Facetten anpacken und Menschen, die all die großen und kleinen Dinge mit Euch zusammen tun." Die Elternbeiratsvorsitzende Nicole Brenner und die beiden Schülersprecher Maja-Lene Buchen und Lukas Ludwig betonten ebenfalls, dass die Absolventen richtig stolz auf sich sein könnten.

Höhepunkt war aber die Zeugnisverleihung. Klassenweise und musikalisch umrahmt vom Orchester wurde jeder Absolvent namentlich aufgerufen. Sarai Brösamle, Bianca Hogh und Lisa Reimann schlossen dabei als die drei Schulbesten jeweils mit einer glatten 1,0 ab. „Das sind Sphären, die machen schwindelig", musste Schulleiter Alexander Riegler zugeben. Die Familienangehörigen auf den voll besetzten Tribünen würdigten alle Leistungen mit einem langanhaltenden Applaus.

Nach dem offiziellen Teil waren alle zu einem Ständerling eingeladen, die Absolventen feierten auch noch klassenintern im Schulhaus.

(Artikel erschienen am 16.07.2024 im Gäubote Herrenberg. Wir danken der Redaktion des Gäubote für die freundliche Genehmigung des Nachdrucks. Siehe auch www.gaeubote.de).

 

Eltern spielen Schulszenen
 
Herrenberg: Projekt an der Jerg-Ratgeb-Realschule.
 
Gäubote Herrenberg, 13.07.2024
 
Verantwortlich: Sven Löbel

Schüler und Eltern nehmen gemeinsam aktiv an dem Schulprojekt teil. GB-Foto:gb

In der Jerg-Ratgeb-Realschule (JRS) war es wieder so weit: Wie jedes Jahr kurz vor Schuljahresende konnten die Schüler der fünften Klassen am f.ü.r.-Projekt teilnehmen. Die Bezeichnung f.ü.r. steht für Freunde üben Rücksicht und ist Teil der Gewaltprävention an der JRS, die es in unterschiedlichen Formaten gibt. Das Besondere des f.ü.r.-Projekts ist jedoch, dass es von Eltern vorbereitet wird. Es profitiert das gesamte soziale Gefüge der Schule, teilt selbige mit. Eltern spielen mit großer Freude und zum Teil improvisierte kleine Szenen, die alle aus eigener Erfahrung aus dem Schulalltag kennen, etwa Rangeleien, Ausgrenzung, Hänseln, kleine und große Sachbeschädigungen und einiges mehr. Allein das sorgt schon für lebhafte Stimmung. Angeleitet durch die Eltern finden Kinder dann in Gruppenarbeit Wege, mit Konflikten besser umzugehen: Wie man Probleme ohne harsche Worte löst, wie man Wege findet, mit Ärger sinnvoll umzugehen. -gb-

(Artikel erschienen am 13.07.2024 im Gäubote Herrenberg. Wir danken der Redaktion des Gäubote für die freundliche Genehmigung des Nachdrucks. Siehe auch www.gaeubote.de).

 

Besuch in der Gedenkstätte Dachau am 12. 06. 2024

verantwortlicher Lehrerin: Sigrid Steck


„Die sich des Vergangenen nicht erinnern, sind dazu verurteilt, es noch einmal zu erleben.“

Santayana

Es hat schon eine lange Tradition an der JRS… Auch in diesem Jahr waren wir wieder mit unseren ZehntklässlerInnen in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Dachau bei München, nachdem wir uns in Klasse 9 und 10 in Geschichte mit dem Nationalsozialismus und der Verfolgung und Ermordung der Juden und anderer Gruppen auseinandergesetzt hatten. Und es war dieses Mal ein besonders wertvoller Abschluss für ein Schuljahr, das mit der Bildausstellung des Projektes „Gegen das Vergessen“ begann und viele unserer SchülerInnen sehr bewegt hat

 (Sigrid Steck)

 

Spende von 20 Laptops

verantwortlicher Lehrer: Tobias Stark

In den Pfingstferien hat die Firma „Vector Informatik GmbH“ eine großzügige Spende von 20 Laptops an die Jerg-Ratgeb-Realschule übergeben. Diese Spende stellt einen wichtigen Beitrag zur Förderung der digitalen Bildung an der Schule dar und wird den Schülerinnen und Schülern den Zugang zu zeitgemäßen Lernmethoden und -materialien ermöglichen.

Die gespendeten Laptops werden im MakerSpace und Unterricht des Faches Technik vielseitig eingesetzt und den Unterricht, sowie außerunterrichtliche Aktivitäten bereichern. Die Laptops werden vor allem eingesetzt, um den Schülerinnen und Schülern praxisnahe und projektorientierte Lernmethoden zu ermöglichen. Geplant sind unter anderem Projekte im Bereich Robotik, Programmierungen und CAD. Zudem sollen die Geräte dazu beitragen, digitale Fertigungstechniken wie 3D-Druck und CNC-Bearbeitung in den Unterricht vertieft zu integrieren.

Die Spende von 20 Laptops der Firma „Vector Informatik GmbH“ stellt eine bedeutende Bereicherung für die Technikfachschaft der JRS dar. Sie ermöglicht den Schülerinnen und Schülern praktische Erfahrungen mit moderner Technologie zu sammeln und sich so besser auf die Anforderungen technischer Berufe vorzubereiten.
Die Technikfachschaft, die Schulleitung und die Schülerinnen und Schüler der JRS bedanken sich herzlich bei der Firma „Vector Informatik GmbH“ für diese Spende!

(Tobias Stark, Fachschaft Technik)

 

JRS in Marseille und Aix-en-Provence

verantwortliche Lehrerinnen: Silke Deckert, Ina Peter, Anja Pfeifer


Am Montag, den 22. April 2024 machten sich die Französischgruppen der Klassen 8 und 9 auf den Weg Richtung Südfrankreich. Insgesamt waren 30 Schülerinnen und Schüler und drei Lehrerinnen – Frau Deckert, Frau Pfeifer und Frau Peter - unterwegs. Nach gut zehn Stunden Fahrt u.a. mit dem TGV sind wir an unserem Ziel „Marseille“ angekommen.


Nachdem wir unsere erste Nacht in fremder Umgebung gut gemeistert und wir uns an dem leckeren Frühstückbuffet gestärkt hatten, wartete ein Stadtführung im „Le Panier“ auf uns. Wir lernten, dass Marseille eine tolle Geschichte vorzuweisen hat.


Nachmittags bekamen wir eine interessante Einführung in die Seifengeschichte im Seifenmuseum „Licorne“ und durften zum krönenden Abschluss eigene Seifen personalisieren und als Mitbringsel mit nach Hause nehmen.

Obwohl wir schon viel erlebt hatten, waren wir noch mit dem Bus Richtung „Notre-Dame de la Garde“ unterwegs. Wir waren sehr beeindruckt von dem Bauwerk und von der tollen Aussicht, die man von der Kirche hatte. Von dort traten wir zu Fuß unsere Heimreise zum Hotel an. Das Ergebnis: wir sind insgesamt 16,5 km gelaufen. 🙂

Am dritten Tag unserer Reise, sind wir wieder in die Bahn gestiegen, um tiefer in die Provence zu fahren. Dieses Mal war die schöne Stadt „Aix-en-Provence“ unser Ziel, wo wir im Stadtmuseum „Granet“ eine tolle Kunstausstellung besichtigen durften und zum Abschluss des Tages eine kleine Zugfahrt durch die engen Gassen der Altstadt erleben durften. Natürlich gab es zwischen den Programmpunkten auch immer genügend Zeit um das tolle Flair der Stadt zu genießen und selber in Kleingruppen Erkundungen anstellen zu können.


Unseren vorletzten Reisetag verbrachten wir wieder ganz in Marseille. Gestartet sind wir an diesem Tag mit einem Besuch im „MUCEM“, bei dem uns aber vor allem die Festung auf dem Museum faszinierte und von der wir einen tollen Blick aufs Meer bzw. auf die Stadt hatten.


Bei unserem Programmpunkt am Nachmittag bekamen wir dann ziemlich viel Abenteuer geboten: wir hatten eine Bootstour zu den „Calanques“ gebucht. Nachdem uns der Kapitän schon vor dem „mer agitée“ gewarnt hatte, mussten einige unserer Mitreisenden feststellen, dass er oder sie doch etwas seekrank wurde… aber die Landschaft hat uns für all die Aufregung entschädigt.


Den Abend ließen wir mit Pizza am Strand von Marseille ausklingen. Der Abschied fiel uns allen sehr schwer. 

Am Freitag, den 26. April 2024 sind wir wieder mit dem Zug zutück nach Herrenberg gefahren.

Es war rundum eine tolle Exkursion nach Marseille. Wir danken dem Förderverein, dass er uns bei diesem Unternehmen so toll unterstützt hat!

 (Ina Peter)

 

Weiterer 3D-Drucker

verantwortlicher Lehrer: Johannes Hilscher

Der MakerSpace (Technik) der Jerg-Ratgeb-Realschule erhielt kürzlich eine großzügige Spende eines 3D-Druckers. Ein Spende, die durch einen ehemaligen Schüler Adrian Krznar erfolgte, markiert einen bedeutenden Schritt in Richtung technologischer Fortschritt und Bildungsförderung an der Schule. 

Der 3D-Drucker wird den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit bieten, ihre kreativen Ideen in die Realität umzusetzen und praktische Erfahrungen im Bereich der additiven Fertigung zu sammeln. Dies wird nicht nur ihr technisches Verständnis vertiefen, sondern auch ihre Problemlösefähigkeiten und ihr innovatives Denken stärken. 

Die Technikfachschaft, die Schulleitung und die Schülerinnen und Schüler sind gleichermaßen begeistert von der Spende und freuen sich darauf, die Möglichkeiten zu erkunden, die der 3D-Drucker bietet. Diese großzügige Geste wird zweifellos einen positiven Einfluss auf die Bildung und Entwicklung der Schülerinnen und Schüler haben. 

Wir freuen uns sehr, dass unser ehemaliger Schüler an uns gedacht hat und danken ihm sehr für diese tolle Spende!!

(Johannes Hilscher, Fachschaft Technik)

 

Ein Apfelbaum für den Überlebenden
 
Herrenberg/Gäufelden: Projektgruppe der Jerg-Ratgeb-Schule erhält den ersten Israel-Arbeiter-Preis.
 
von Katja Fuchs Gäubote Herrenberg, 13.04.2024
 
betreuende Lehrer: Alexander Riegler, Dominik Kirgis

Beim Mahnmal der KZ-Gedenkstätte Hailfingen/Tailfingen pflanzen Schüler der Jerg-Ratgeb-Schule einen Apfelbaum zu Ehren von Israel Arbeiter. GB-Foto: Holom

Dass Schüler der Jerg-Ratgeb-Schule am Vormittag von Winfried Kretschmann empfangen wurden, war am Donnerstag noch nicht genug der Ehre. Es ging wenige Stunden später direkt weiter mit dem Israel-Arbeiter-Preis, den Benjamin Merkt, Vorsitzender der KZ-Gedenkstätte Hailfingen/Tailfingen, den Schülern überreichte. „Als ich selbst auf der Jerg-Ratgeb-Schule war, hätte wohl niemand gedacht, dass ich eines Tages hier stehe und den ersten Israel-Arbeiter-Preis überreiche", beginnt Merkt, für den dieser Tag ebenfalls etwas Besonderes ist, seine Ansprache.

Nicht wegen des Attentats - sondern trotzdem

Es sind nicht nur die Lehrer an der KZ-Gedenkstätte zugegen, die an dem Projekt beteiligt waren, das der Schule nun diese Anerkennung einbringt. Auch die gesamte Projektgruppe, bestehend aus mehr als 20 Schülern, ist da, um ihre Urkunden in Empfang zu nehmen. „Es ist toll, dass die Schüler, nachdem die Porträts von Luigi Toscano mit NS-Symbolen beschmiert wurden, gesagt haben: Wir lassen uns nicht einschüchtern und machen weiter, jetzt erst recht", betont der Gäufeldener Bürgermeister Benjamin Schmid. „Die Jerg-Ratgeb-Realschule bringt nach wie vor tolle Projekte hervor und leistet einen wertvollen Beitrag zur Erinnerungskultur." Die Schule liegt ihm am Herzen, weil auch er sie einmal selbst besuchte. Die Aufmerksamkeit nach dem Vorfall sei wertvoll, so Benjamin Merkt. „Aber warum gab es die erst nach dem Attentat? Davor wäre sie noch wertvoller gewesen", findet er. Die Vertreter der KZ-Gedenkstätte hätten die Ausstellung der Schule schon vorher besucht und da sei bereits die Entscheidung gefallen, dass diese Arbeit gewürdigt werden müsse. „Ihr kriegt den Preis heute also nicht, weil eure Ausstellung geschändet wurde, sondern trotzdem." Damit beginnt er, jeden einzenen Schüler und beteiligten Lehrer zu sich zu rufen und die Urkunden zu überreichen.

„Der Preis ist nicht nur für die Schüler eine Ehre, sondern auch für Israel Arbeiter", merkt die Hailfinger Ortsvorsteherin Sabine Kircher an. Für den KZ-Überlebenden pflanzen die Schüler an diesem Tag einen Apfelbaum neben dem Mahnmal. Es ist der zweite von geplanten vier in einer Reihe. „Israel Arbeiter wurde 1925 geboren", erzählt Benjamin Merkt. „Er war etwa so alt wie wir jetzt, als er ins KZ Auschwitz deportiert wurde. Dort hat er sich ein Jahr älter gemacht, als er war. Wer damals zu jung zum Arbeiten war, kam direkt in die Gaskammer." Seinem Vater habe der junge Mann versprochen, dass er, wenn er überlebe, die jüdischen Traditionen weiterpflege - und ihre Geschichte erzähle. Israel Arbeiter überlebte Auschwitz, Stutthof, Hailfin-gen/Tailfingen und Dautmergen, wo er schließlich befreit wurde. Er wanderte nach Boston aus. 50 Jahre später kam er nach Deutschland zurück. „Und zwar, um uns die Hand zu reichen", erklärt Benjamin Merkt. „Er hat unzählige Vorträge gehalten und Gespräche geführt." Bis er im Oktober 2021 gestorben sei."

(Artikel erschienen am 13.04.2024 im Gäubote Herrenberg. Wir danken der Redaktion des Gäubote für die freundliche Genehmigung des Nachdrucks. Siehe auch www.gaeubote.de).

 

Große Pause mit Winfried Kretschmann
 
Herrenberg: Für zwei Zehntklässler der Jerg-Ratgeb-Realschule sieht der Donnerstagvormittag anders aus als für ihre Klassenkameraden. Miriam Bleiholder und Jalon Lang treffen den Ministerpräsidenten.
 
von Katja Fuchs Gäubote Herrenberg, 13.04.2024
 
betreuende Lehrer: Alexander Riegler, Dominik Kirgis

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (zweiter von rechts) spricht mit den Schülern Jalon Lang (rechts)
und Miriam Bleiholder sowie ihrem Lehrer Dominik Kirgis über das Thema Antisemitismus. GB-Foto: Holom

Wie viele Schüler bekommen wohl die Chance, einmal dem Ministerpräsidenten gegenübertreten zu können? Für die Zehntklässler Miriam Bleiholder und Jalon Lang der Jerg-Ratgeb-Realschule wurde genau das Realität. Unter dem Dach des „Gäubote" sprachen sie, zusammen mit ihrem Lehrer Dominik Kirgis, mit Winfried Kretschmann über Antisemitismus - ein Thema, das ihnen in den vergangenen Monaten zur Herzensangelegenheit geworden ist.

„Angefangen hat alles schon letztes Jahr, als unser Lehrer durch die Klassen gegangen ist und gefragt hat, wer Lust hat, an einem Projekt teilzunehmen", erzählt der 16-jährige Jalon Lang, während Kretschmann aufmerksam zuhört. Es fanden sich genügend Schüler, die bereit waren, sich mit den Porträts, die ein Künstler von Holocaust-Überlebenden aufgenommen hatte,  auseinanderzusetzen, um andere durch die Ausstellung führen zu können (der „Gäubote" berichtete). „Gleich äm Anfang kam es dann zu einem unschönen Augenblick'', erinnert sich der Schüler. Berichtet dem Ministerpräsidenten davon, wie die Porträts mit NS-Symbolen beschmiert wurden. „Das hat Herrenberg umgetrieben. Aber wir hatten dadurch auch ziemlich großen Andrang von Gruppen und Politikern, die die Ausstellung sehen wollten. Der Vorfall hat das Projekt in der Öffentlichkeit präsenter gemacht."

Das, so Dominik Kirgis, habe der Schulgemeinschaft deutlich gemacht, dass ein Leben in Freiheit, Vielfalt und Demokratie kein Selbstläufer sei. „Aber das ist es immer wert, dafür zu kämpfen." Das haben die Schüler getan, die die Ausstellung von Luigi Toscano weiter der Öffentlichkeit zugänglich machten, anstatt das Projekt aufzugeben. Miriam Bleiholder und Jalon Lang trugen das Thema nun stellvertretend für alle Schüler, die daran beteiligt waren, in die Landespolitik hinein.

„Wie ist die Schulgemeinschaft mit dem Projekt und auch dem Vorfall umgegangen?", wollte Winfried Kretschmann wissen. „Es sind ganz neue Verbindungen über die Klassenstufen hinweg entstanden", erzählten die Schüler. „Es wird teilweise jetzt noch auf dem Pausenhof darüber geredet und das Thema wurde auch in die Familien mitgenommen", hat Jalon Lang gehört. „Das war der Sinn des Projekts. Das Thema in die Breite der Gesellschaft zu bringen." Was man immer wieder in Geschichtsbüchern lese, findet er, verliere an Bedeutung. „Aber die Porträts waren eindrücklich. Da wurde einem erst richtig bewusst, dass das normale Menschen waren, denen irgendetwas unterstellt wurde und deswegen fanden sie sich in KZs wieder." Man könne nicht einfach an diesen Bildern vorbeigehen. „Die Bilder sind gut gemacht", fügte Miriam Bleiholder hinzu. „Es fesselt einfach, wenn man die Gesichter sieht."

"Sie haben die Ehre verdient" Winfried Kretschmann

Jalon Lang fragte den Ministerpräsidenten, ob sich die Gedenkkultur geändert habe. „Die wird schwieriger, weil die Zeitzeugen verschwinden'', antwortete er. „Das Thema rückt zeitlich immer weiter weg. Man sollte es nicht glauben, aber auch die Gedenkstätte im ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz und andere Gedenkstätten sind hochgradig unterfinanziert." Es gebe die Überlegung, KZ-Besuche für Schulen verpflichtend zu machen. „Aber ob das die richtige Wirkung erzielt, ist die andere Frage." Die Stelle des Antisemitismusbeauftragten sei gestärkt worden, damit dieser auch vermehrt Schulen besuchen könne. „Es ist wichtig, dass junge Menschen das Wachhalten der Erinnerung zu ihrer Aufgabe machen. Sie haben die Ehre verdient", betont Kretschmann gegenüber der Schulabordnung. Die Schüler erhalten für ihr Engagement dieser Tage mehrere Preise von verschiedenen Vereinen und Verbänden (der „Gäubote" berichtete). „Ich bin sehr beeindruckt von dem Engagement der Schülergruppe und vor allem, dass sie den Mut hatte, nach dem verabscheuungswürdigen Vorfall die Ausstellung nicht abzubrechen, sondern gesagt hat 'Jetzt erst recht!'", so der Politiker. „Es tut gut, zu sehen, dass sich junge Menschen starkmachen gegen Antisemitismus und für die Demokratie."

Die Wertschätzung, die er aus den Worten des Ministerpräsidenten rausgehört habe, bedeute ihm viel, sagte Dominik Kirgis im Nachgang. „Das ist eine große Bestätigung in dem, was wir tun."

„Seine Offenheit war sehr cool", fügte Jalon Lang hinzu. „Herr Kretschmann wirkt wirklich authentisch. Man hat gemerkt, dass er sich schon zuvor mit Antisemitismus stark beschäftigt hat. Er hat selbst gesagt, das Thema müsste in der Gesellschaft stärker verankert werden. Wir hoffen, dass er diese Einstellung auch in die Landespolitik mitnimmt." Der 16-Jährige rezitierte einen spanischen Philosophen mit den Worten: „Wer die Geschichte vergisst, ist dazu verdammt, sie neu zu durchleben." Für ihn und die anderen Schüler sei es eine Bereicherung gewesen, an dem Projekt beteiligt zu sein, das Ausmaße annahm, die sich anfangs niemand hätte träumen lassen. „Wir haben während des Projekts gemerkt, dass es wichtig ist, Bezugspunkte zu schaffen. Zum Beispiel, indem man den Leuten klar macht, dass es auch sie selbst oder ihr eigener Bruder hätte sein können, der auf einmal weg ist. Viele der damaligen Opfer haben nichts gemacht, außer, dass sie Juden waren. Das waren normale Menschen wie wir." Die Schüler wollen auch andere in ihrem Alter motivieren, sich mit der Geschichte zu beschäftigen.

„Wir sind gerade am überlegen, wie wir das Thema auch über das Schuljahr hinaus warmhalten können", verrät Lehrer Dominik Kirgis. Den Kontakt zur KZ-Gedenkstätte Hailfingen/Tailfingen wolle die Schule jedenfälls aufrecht erhalten. „Die haben wir genau vor der Haustür." Da zeige sich eindrücklich, dass das Thema nicht so weit weg sei, wie es nun nach fast 100 Jahren den Anschein habe. „Es geht immer um Menschen und um die Menschlichkeit, die der Gesellschaft damals offensichtlich gefehlt hat. Damit das in anderer Form nicht wieder passiert, müssen wir daran erinnern, wozu Menschen fähig sind."

(Artikel erschienen am 13.04.2024 im Gäubote Herrenberg. Wir danken der Redaktion des Gäubote für die freundliche Genehmigung des Nachdrucks. Siehe auch www.gaeubote.de).

 

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