Schulprojekte

Hier sind Projekte aufgeführt, die nicht einzelnen Klassen oder Fachbereichen zugeordnet sind, sondern eher für die gesamte Schule gelten.

 

Einser wechseln auf berufliche Gymnasien
 
Herrenberg: Die Jahrgangsbesten der Jerg-Ratgeb-Realschule verraten ihre Erfolgsrezepte und Vorlieben. Mia Endres, Chiara Krehl, Giulia Tomic, Noah Wacker und Paul Wietzke setzen ihre schulische Laufbahn fort.
 
von Ihsan Kücükkaya, Gäubote Herrenberg, 01.08.2025
 

Die Jahrgangsbesten der Herrenberger Jerg-Ratgeb-Realschule (von links):
Noah Wacker, Mia Endres, Chiara Krehl, Giulia Tomic, Paul Wietzke..    GB-Foto: Kücükkaya

Auch in diesem Jahr durfte die Herrenberger Jerg-Ratgeb-Realschule bei der Abschlussfeier einige herausragende Leistungen von Schülern des Abschlussjahrgangs mit Preisen und Urkunden belohnen.

Chiara Krehl erreichte einen perfekten Notenschnitt von 1,0. Sie ist 16 Jahre alt und wohnt in Herrenberg. Ihren Erfolg erklärt sie dadurch, dass sie für die Vorbereitung stets „relativ viel Zeit investiert" habe. Sie hat während der Schulzeit, die immer „mit Höhen und Tiefen verbunden" sei, „einfach alles zu geben" versucht, erklärt die Jahrgangsbeste. Zu ihren Lieblingsfächern zählen Sport und Technik. Auch in ihrer Freizeit treibt Chiara viel Sport, hauptsächlich Triathlon und Voltigieren. Die Absolventin möchte weiterhin die Schule an einem Technischen Gymnasium besuchen und dort ihr Abitur machen. Nach dem Abitur überlegt sich Chiara, einen Beruf zu ergreifen, der etwas mit Kfz-Technik zu tun hat.

Auch ein „guter Schlaf" hat seine Bedeutung

Mit einem Notenschnitt von 1,1 erzielte Noah Wacker ebenso einen nahezu perfekten Abschluss an der Jerg-Ratgeb-Realschule. „Das Riesen-Erfolgsrezept gibt es nicht", verrät der Deckenpfronner. Dennoch erwähnt er wichtige Herangehensweisen für eine erfolgreiche Schullaufbahn. Ein „guter Schlaf" sei entscheidend, betont der Absolvent. Zudem fügt er hinzu, dass es von großer Bedeutung sei, „im Unterricht fokussiert" zu sein, ein Tipp, der von vielen Top-Schülern immer wieder aufgegriffen wird. Dahingegen erklärt er schmunzelnd, dass oft „Hausaufgaben überbewertet" werden. Auch herausragende Schüler nutzen ihre Freizeit nicht nur zum Lernen. Noah spielt in seiner Freizeit gerne Fußball im Verein. Er ist aber auch musikalisch interessiert und spielt gerne Posaune. Daher gehört auch Musik neben Technik zu seinen Lieblingsfächern. Auch für Noah geht es im September weiter mit der Schule. Am Technischen Gymnasium in Sindelfingen möchte der Realschulabsolvent sein Abitur machen. Auch Paul Wietzke erzielte einen hervorragenden Abschluss mit einem Notenschnitt von 1,2. Seine Erfolgsgeschichte fängt eigentlich im Gymnasium an. Damals wechselte er in die 7. Klasse an die Realschule - eine richtige Entscheidung, wie sich herausstellt. In den vergangenen Jahren hat er sich immer weiter hochgearbeitet - heute gehört er zu den Jahrgangsbesten. Eine genaue Lernstrategie kann Paul Wietzke nicht nennen. Er sei einfach „ohne Erwartungen" in die Prüfungen gegangen. Neben seinem schulischen Erfolg ist er auch sportlich unterwegs - auf zwei Rädern. Der Jettinger betreibt Radsport in Öschelbronn. In seiner Freizeit hört er gerne Musik. Außerdem ist er an Wirtschaft und Politik interessiert, diese beiden Gebiete zählen neben Technik zu seinen Lieblingsfächem. Damit ist Paul Wietzke breit aufgestellt und wird am Wirtschaftsgymnasium Nagold weiterhin die Schule besuchen.

Mia Endres zählt mit ihrem 1,2-Schnitt ebenso zu den Jahrgangsbesten. Mia wohnt in Jettingen, und für ihren schulischen Erfolg habe sie „immer im Unterricht gut aufgepasst", deshalb habe sie auch nicht mehr viel zu Hause lernen müssen, erklärt Mia. In ihrer Freizeit betreibt sie viel Sport und fährt Rennrad. Auch Mia Endres ist musikalisch interessiert und spielt Klarinette. Zudem liest sie gerne Bücher und lernt viel über Gesundheit.

Mias Endres' Lieblingsfächer sind sehr vielfältig. Sowohl Deutsch, Französisch und Musik als auch Sport sind Fächer, die sie begeistern. Auch für Mia Endres endet zwar ein wichtiger Teil ihrer Schulzeit, aber noch nicht die gesamte. Sie möchte nämlich in der Hilde-Domin-Schule in Herrenberg ihr Abitur machen. Ein weiteres sehr gutes Ergebnis erreichte Giulia Tomic. Ihren Erfolg erklärt sie dadurch, dass sie „schon immer sehr zielstrebig" war. Sie erwähnt aber auch, dass sie „nicht so wirklich einen Plan" hatte. Stattdessen hat sie „einfach versucht, das Beste zu geben". Dies scheint für Giulia Tomic gut funktioniert zu haben, denn sie erreichte einen Schnitt von 1,2 und schließt damit ihre Realschullaufbahn mit einem nahezu perfekten Zeugnis ab. Giulia Tomic wohnt in Kuppingen und tanzt gerne in ihrer Freizeit in ihrem Verein in Nagold. Ein weiteres Interessengebiet, das sie begeistert, ist Mode. Für Giulia Tomic steht nach den wohlverdienten Sommerferien der nächste Lebensabschnitt an: Sie möchte ebenfalls an der Hilde-Domin-Schule in Herrenberg ihr Abitur machen.

(Artikel erschienen am 01.08.2025 im Gäubote Herrenberg. Wir danken der Redaktion des Gäubote für die freundliche Genehmigung des Nachdrucks. Siehe auch www.gaeubote.de).

 

Abschied und Neubeginn gleichermaßen
 
Herrenberg: Abschlussfeier für Realschul- und Hauptschulabsolventen an der Jerg-Ratgeb-Realschule.
 
von Ihsan Kücükkaya, Gäubote Herrenberg, 18.07.2025
 

Diese fünf Absolventen der Jerg-Ratgeb-Realschule haben mit Top-Noten abgeschlossen (von links):
Noah Wacker, Mia Endres, Chiara Krehl, Giulia Tomic und Paul Wietzke.    GB-Foto: Kücükkaya

 

Nach vielen Jahren endet für die Neunt- und Zehntklässler der Jerg-Ratgeb-Realschule Herrenberg jetzt eine lange Schulreise. Gemeinsam feierten die Jugendlichen am Freitag den Real- beziehungsweise Hauptschulabschluss in der Markweghalle.

Mit dem Stück „From now on" aus dem Film „The greatest showman" begleitet das Blasorchester der Jerg-Ratgeb-Realschule (JRS) unter der Leitung von Anja Pfeiffer und Martina Karl-Hartmann die Absolventen, als diese die Halle auf einem roten Teppich betreten. Als „letzten offiziellen Gang als Schülerinnen und Schüler der JRS" bezeichnet Schulleiter Alexander Riegler dies. Der Rektor drückt seine Freude über die „sensationellen Leistungen" aus und bestätigt, dass bis auf zwei Schüler alle das Wagnis Realschul- oder die Hauptschulabschlussprüfung bestanden. Dazu gratulierte Riegler allen Absolventen und erwähnte, dass mehr als die Hälfte eine Belobigung oder sogar einen Preis verdienen. Zudem gab es 14 Realschulabschlüsse mit der Gesamtnote 1,5 oder besser. Der Dank des JRS-Schulleiters gilt dem Kollegium, den Eltern, den Klassenlehrern, dem Hausmeister und vielen weiteren Mitwirkenden. Bezugnehmend auf die anfangs gespielte Musik „From now on" betonte Alexander Riegler, dass sich für die Schüler von jetzt an vieles ändern werde: „Von jetzt an werdet ihr ein Stück Verantwortung für euch selbst übernehmen. Von jetzt an werdet ihr neue Wege gehen — eure Wege", appelliert der Rektor. Aus dem Buch „Großer Panda und kleiner Drache" von James Norbury zitierend, gibt Riegler den Jugendlichen mit auf den Weg, dass weder das Ziel noch der Weg, sondern die Weggefährten am wichtigsten seien.

"Von jetzt an werdet ihr neue Wege gehen — eure Wege" Alexander Riegler

Elternbeiratsvorsitzende Nicole Brenner sah die Erfolge der Absolventen ebenfalls als Grund zur Freude. Der Abend sei ein „Abschied und Neubeginn gleichermaßen", erkläre Brenner und verriet: „In diesem Augenblick erfüllt mich eine bunte Mischung aus Emotionen."

Schülersprecherin Maya Lene Büchert, selbst eine der Absolventen, blickte in ihrer Rede auf die Schulzeit ihres Jahrgangs zurück und die Bedeutung, die dieser Meilenstein ausdrückt. Büchert betonte, dass die Schüler damit „etwas Bekanntes und eine Kontinuität" hinter sich lassen. Rückblickend verglich die Schülersprecherin die Schulzeit ihres Jahrgangs mit der Entwicklung eines Schmetterlings. In der fünften Klasse seien sie „mit schnell klopfenden Herzen und rasenden Gedanken" in einer Wachstumsphase gewesen, genauso „wie Raupen". So wie Raupen sich häuten, hätten auch die Jugendlichen „Altes abgelegt" und seien „Neuem entgegengetreten". Maya Lene Büchert ging auch auf eine spezielle Phase ein, die alle Schüler dieses Jahrgangs stark beeinflusste: Homeschooling während der Corona-Pandemie. Die meisten freuten sich damals zunächst, dass sie „nicht mehr in die Schule mussten", verriet Büchert. „So geil wie wir dachten, war es dann doch nicht", räumte die Schülersprecherin repräsentativ für den gesamten Jahrgang ein. Durch die Entfernung zu den Freunden, die mühsamen Corona-Schnelltests und viele weitere Hürden sei diese Zeit „für Lehrer und Schüler herausfordernd gewesen", stellte die Absolventin im Nachhinein fest. Genauso wie Raupen hätten sich auch die Schüler während dieser Zeit verwandelt und begonnen, eine „Identität zu entwickeln". Nun schlüpften die Mädchen und Jungen „aus ihrem Kokon als charakterstarke Persönlichkeiten voller Begabungen und Möglichkeiten." Die Schülersprecherin zitierte Winnie Puuh: „Du bist mutiger als Du glaubst, stärker, als Du scheinst und klüger als Du denkst" und beendete ihre Rede mit der launigen Aussage: „Ich gehe fliegen."

Auf diese Reden aus unterschiedlichen Perspektiven folgte die Zeugnisvergabe und somit der Hauptteil der Schulentlassfeier. Nacheinander wurden die Schüler der jeweiligen Klassen zu ihrem Stand gerufen. Danach verteilten die Klassenlehrer Dagmar Schröder, Johannes Hilscher, Sven Breuling, Yavuz Ata und Jörg Schubert die Zeugnisse an die Schüler.

Daraufhin wurden Belobigungen an Schülern mit einer Gesamtnote von 2,0 bis 2,3 und Preise für Schüler mit einer Gesamtnote von 1,9 oder höher vergeben. Dabei fielen die Schüler Mia Endres, Giulia Tomic und Paul Wietzke mit einem Schnitt von 1,2, Absolvent Noah Wacker mit einem Schnitt von 1,1 und Chiara Krehl mit einer Gesamtnote von 1,0 besonders auf.

Nach der Zeugnisvergabe folgte der musikalische Abschluss durch das Blasorchester. JRS-Schülerin Sophia Mendes da Silva sang zur Klavierbegleitung von Mitschülerin Lucy Versteeg das Lied „Forever Young".

Danach ließen die Schüler und Besucher den Abend mit Unterhaltungen, Gesprächen und Fotos gemeinsam ausklingen.

Chiara Krehl mit 1,0-Notenschnitt
 
Herrenberg: Die Absolventen der Jerg-Ratgeb-Realschule.
 

Die Abschlussprüfungen an der Jerg-Ratgeb-Realschule in Herrenberg bestanden folgende Jungen und Mädchen:

Klasse 10a: Marco Arpaz, Leon Baitinger, Samira Böß, Artur Fertich, Clara Gauß, Fiona Gfrörer, Leni Großhans, Tobias Hohenstein, Soljeta Idrizaj, Jakob Kaiser, Emily König, Marcel Krauß, Pauline Lustig, Sofia Mendes da Silva, Muhammed Patir, Sebastian Popa, Süeda Sahin, Philipp Stöcker, Angelos Tsogos, Lucy Versteeg, Paula Weinberg, Anna Weingärtner, Dominik Zychon.

Klasse 10b: Mia Bauer, Matti Böhm, Emma Diehl, Mia Endres, Lukas Gräther, Leonie Harmicar, Constantin Herre, Emely Hörrmann, Johanna Klein, Maya Körber, Simon Link, Jonathan Narr, Hanna Nüßle, Moritz Renschler, Nina Rüdig, Leon Schmidt, Noah Ugele, Lana Vlah, Noah Wacker, Lukas Wagner, Mira Weinhardt, Melina Wersching, Sophie Wörner.

Klasse 10c: Kimi Brenner, Maja Lene Büchert, Ömer Cetin, Hannes Deuble, Lukas Diebold, Finn Gauß, Alexander. Gebhardt, Stella Holczer, Azra Isik, Dennis Jochem, Jule Kammerer, Pepe Kayser, Madita Kollat, Chiara Krehl, Pia Ma, Mattis Mohr, Florian Pape, Felix Peter, Frida Peters, Anton Proß, Alisia Schembri, Luan Versteeg, Devid Weber, Joy Wolf.

Klasse 10d: Niklas Bodamer, Luca Boden, Julius Fickenscher, Anna Haarer, Edwin Hampel, Ege Keysan, Rojda Kizmaz, Fabian Kopp, Josepha Linkenheil, Leni Müssigmann, Kimi Progscha, Christian Ruggeri, Noemi Ruggeri, Jule Sandkuhl, Leonie Schäfer, Emre Sipahi, Giulia Tomic, Paul Wietzke, Hannah Winter.

Die fünf Schulbesten sind Chiara Krehl (10c; 1,0), Noah Wacker (10b; 1,1), Mia Endres (10b; 1,1), Giulia Tomic (10d; 1,2) und Paul Wietzke (10d; 1,2).

Die Hauptschulabschlussprüfung an der Jerg-Ratgeb-Realschule haben folgende Jugendlichen bestanden:

Klasse 9a: Ashley Gularte, Elif Gürkan, Mert Turan.
Klasse 9d: Lilas Albarkawi, Aaliyah Bashir, Pauline Treis.

-gb-

(Artikel erschienen am 21.07.2025 im Gäubote Herrenberg. Wir danken der Redaktion des Gäubote für die freundliche Genehmigung des Nachdrucks. Siehe auch www.gaeubote.de).

 

Raus aus den Containern, zurück auf Ebene 60
 
Herrenberg: Die Jerg-Ratgeb-Realschule feiert die Wiedereröffnung einer Etage, die ein Jahr lang renoviert und umgebaut wurde. Sie bekommt damit drei Klassenzimmer und einen großen Lehrerbereich zurück.
 
von Katja Fuchs, Gäubote Herrenberg, 18.07.2025
 


Dieser Bereich ist Teil des Lehrerzimmers. Es ist frisch renoviert und neu gestaltet, ebenso wie der Verwaltungsbereich und drei Klassenzimmer.    GB-Foto: Vecsey

Im Sommer brütend heiß, im Winter klirrend kalt und immer beengt: Viele Schüler der Jerg-Ratgeb-Realschule mussten etliche Schulstunden im vergangenen und diesem Jahr in Containern verbringen. Drinnen fehlt es beträchtlich an Platz. Und dass mit der Renovierung einer Etage, die Ebene 60 genannt wird, auch noch drei Klassenzimmer für ein Jahr weggefallen sind, hat es nicht besser gemacht. Zumindest die haben die Schüler ab Montag wieder zurück. „Damit löst sich zwar unser Platzproblem noch nicht", meint Schulleiter Alexander Riegler zu seinen Schützlingen, „aber die schönen, frisch renovierten Klassenzimmer motivieren euch bestimmt dennoch."

Es ist der Tag der Einweihung der frisch fertiggestellten Etage. Die ist seit Beginn des Umbaus vor einem Jahr nicht mehr wiederzuerkennen. Die Flächenaufteilung ist eine andere als zuvor. Es wurden Wände entfernt, neue eingezogen, die Räume sind hell und modern. Beachtlich ist die Gestaltung des Verwaltungsbereichs und des Lehrerzimmers. Letzterem wird diese Bezeichnung nicht gerecht. Es ist mehr eine Lehrerabteilung mit Arbeitsplatzgruppen, einem sehr gemütlichen Pausenzimmer mit Küche, und voneinander getrennten Bereichen, in denen auf Sofas in kleinen Gruppen konferiert oder auch schallgeschützt mit Eltern telefoniert werden kann. Auch die Schüler können nicht klagen, die neu gestalteten Räume sind einladend und jeder verfügt über einen großen Bildschirm, der die Kreidetafel nicht ersetzt, aber mit dieser kombiniert ist. „Hier fühlt man sich gar nicht mehr wie in einer Schule, sondern wie in einem hippen Unternehmen", staunt Oberbürgermeister Nico Reith, der zum Mikrofon greift, nachdem die schuleigene „SieBand" für die musikalische Einstimmung gesorgt hat. „Bildung ist ein hohes Gut. Diejenigen, die sie vermitteln, brau¬chen auch entsprechende Räume. Das ist ein Zeichen von Wertschätzung."

"Hier fühlt man sich gar nicht mehr wie in einer Schule, sondern wie in einem hippen Unternehmen" OB Nico Reith

Und die Lehrkräfte durften im Vorfeld auch rege mitentscheiden. „Da gibt es dann einen Bedarfsplan und einen Wunschzettel", erinnert sich der zuständige Architekt, Oliver Hess, von Hessarchitektur aus Gäufelden. „Und wir tüfteln dann aus, wie das alles machbar ist, ohne dass wir anbauen müssen." Bauen im Bestand sei eine Herausforderung, betont er. Im August letzten Jahres haben die Bauarbeiten damit begonnen, die Etage in den Rohbauzustand zurückzuversetzen. Hinzugekommen sei eine Schadstoffsanierung, denn in den 60 Jahre alten Wänden und Decken sei einiges zum Vorschein gekommen. „Eine weitere Überraschung war, dass viele Leitungen durch die Wände des Altbaus verlaufen sind, die völlig kaputt waren. Die mussten erneuert werden, was uns etwa drei Wochen gekostet hat." Entsprechend hätten sich die anderen Gewerke ebenfalls verzögert. Dann habe endlich die Decke bearbeitet werden können. Unter der Schallschutzdecke wurde eine Brandschutzdecke versteckt. „Wir haben das ganze Jahr durch gearbeitet. Da hat Herr Riegler ab und zu geschwitzt", so der Architekt, „denn wenn bei Bauarbeiten gehämmert und gedübelt wird, ist das ein Erlebnis für alle Etagen." Ohne Lärm keine Sanierung, dafür hätten alle Verständnis gehabt. Die besonders lauten Arbeiten seien auf die Samstage gelegt worden.

Man kam aneinander vorbei und die Zusammenarbeit hat hervorragend geklappt, das bekräftigt auch der Schulleiter. „Wir Lehrer hatten keine Ahnung von der Sache, dafür aber viele Wünsche und Ideen", gesteht er. Ziel sei gewesen, mit den vorhandenen Ressourcen möglichst effizient umzugehen und ein stimmiges Konzept zu erzielen. „Da haben wir oft die Köpfe über den Plänen aneinandergestoßen. Die Zusammenarbeit war eine tolle Erfahrung."

Etliche Gäste sind gekommen, um sich das Endergebnis anzusehen, auch Gemeinderäte und Kollegen der benachbarten Schulen. Die Anerkennung steht ihnen in die Gesichter geschrieben, als sie mit staunenden Blicken die neu gestaltete Etage inspizieren. Und was den Oberbürgermeister besonders freut: Das gute Ergebnis ließ sich mit einem Preis erzielen, der unter der ursprünglichen Kostenkalkulation liegt. Gerechnet hat die Stadtverwaltung mit 1,9 Millionen Euro, und es wurden schließlich nur 1,7. Auch erwähnt er dankend die 860 000 Euro än Fördergeldern vonseiten des Landes. Und weil man so schön sparsam war, springt sogar noch ein Gutschein für Schulleiter Riegler heraus. Den überreicht ihm Nico Reith für die Anschaffung von weiterer Ausstattung nach Gusto der Schule. Und das ist nicht alles, was der Schulleiter bekommt. Vom Architekturbüro kriegt er natürlich noch den Schlüssel zu den neuen Räumen: Er ist etwa einen Meter lang, einen halben breit und besteht aus frischem Hefeteig.

(Artikel erschienen am 18.07.2025 im Gäubote Herrenberg. Wir danken der Redaktion des Gäubote für die freundliche Genehmigung des Nachdrucks. Siehe auch www.gaeubote.de).

 

Ungeschoren durch den Verkehrsdschungel
 
Herrenberg - Am Andreae-Gymnasium und der Jerg-Ratgeb-Schule steht am Donnerstag alles im Zeichen der Verkehrssicherheit. Im Mittelpunkt steht dieses Mal nicht nur das Fahrrad, sondern auch der E-Scooter.
 
von Katja Fuchs Gäubote Herrenberg, 11.07.2025
 

Mit der „Rausch-Brille" auf der Nase bekommen die Schüler einen Eindruck davon,
wieso sie besser nicht betrunken Fahrrad fahren sollten.    GB-Foto: Vecsey

Eine Schülerin des Andreae-Gymnasiums schafft es nicht mehr, im Slalom um Verkehrshütchen zu laufen. Sie torkelt vor sich hin, schmeißt Hütchen um. Und auf dem Strich auf dem Boden zu balancieren, klappt erst recht nicht. Am Ende des winzigen Parcours nimmt sie die Rausch-Brille ab. „Wow, das ist ja echt heftig", ruft sie. In ihrem zarten Alter dürfte sie wohl noch nie einen Vollrausch gehabt haben. Die Brille aber simuliert die veränderte Wahrnehmung. „Ich dachte, man sieht damit doppelt, aber es ist alles total verzerrt" Die Schüler lieben diese Station. Für sie ist es Gaudi. Aber es steckt ein ernstes Thema dahinter. Sie sollen befähigt werden, sich sicher und verantwortungsvoll im Straßenverkehr bewegen zu können. Fahrrad fahren zu können, ist nämlich nur die halbe Miete. Im Straßenverkehr kann man mit dem Fortbewegungsmittel, das in Zeiten des Klimawandels immer wichtiger wird, auch einigen falsch machen. Dass man nicht betrunken fahren darf, wussten die Jugendlichen. Es gibt aber auch weniger offensichtliche Aspekte, für die sie sensibilisiert werden sollen. Und über diese staunen sie nicht schlecht am schulübergreifenden Verkehrssicherheits-tag der 8. Klassen von Andreae-Gymnasium und Jerg-Ratgeb-Realschule. Die Vogt-Heß-Gemeinschaftsschule ist normalerweise auch dabei, beim jährlichen Event, hat dieses Mal aber zeitgleich einen Berufsinfomationstag.

"Viele sind überrascht, dass da ja wirklich ein großer Bereich ist, den der Autofahrer gar nicht sieht" Stefan Halanke

Für die Organisation sind die Lehrer Zoltan Borlan (Verkehrsbeauftragter des AGH) und Dominik Kirgis (Verkehrsbeauftragter an der JRS) zuständig. „Es ist ganz schön viel Arbeit, einen solchen Tag vorzubereiten, denn der normale Unterricht muss ja trotzdem laufen", sagt Zoltan Borlan. Dennoch habe man die üblichen Partner, von Fahrschulen bis zur Polizei, auch dieses Jahr für den Projekttag rund um Fahrrad, Bus und E-Scooter gewinnen können. Und auch die Schulsanitäter sind mit im Boot.

„Wir müssen immer wieder sagen: ,Seid still und passt auf!`", sagt die 17-jährige Schulsanitäterin Gina. „Die meisten Klassen sind ganz schön chaotisch." Aber sie und ihre Mitstreiter haben alles im Griff. Sie wissen, wie sie die Aufmerksamkeit gewinnen. „Also, es gab einen Unfall", beschreibt sie das Szenario. „Und hier geht es nicht nur um einen Kratzer. Da spritzt richtig das Blut raus!", betont sie und deutet auf den Arm ihrer Mitsanitäterin, die das Opfer spielt und sich gleich verbinden lassen darf. „Was würdet ihr tun?" Einige Antworten sind sehr treffend: Den Arm hoch lagern, einen Druckverband anlegen. Später dürfen die Jugendlichen in kleinen Gruppen selbst ihr Glück mit Verbänden und Pflasterstreifen versuchen.

Währenddessen weist Peter Würffell vor dem Gebäude seine zweite Schülergruppe ein. Er ist Vorstandsmitglied des ADFC und Radtourenleiter. Mit ihm geht es im Klassenverbund auf Drahteseln als große Gruppe auf eine kleine Tour durch die Stadt. „Wenn man im Verbund fährt, müssen sich alle an Regeln halten, ohne die es gefährlich wird", erklärt er. Das wichtigste Zeichen sei die erhobene Hand. Das bedeutet: Die Kolonne muss anhalten. Damit es auch die Hintersten sehen und nicht auffahren, muss das Signal bis nach hinten weitergegeben werden. Ebenso wichtig: zusammenbleiben. „Eine Gruppe ab 15 Teilnehmern hat Sonderrechte", erklärt er. „Wenn eine grüne Ampelphase auf Rot schaltet, während die Gruppe über die Ampel fährt, dürfen die Letzten auch noch drüber." Aber das funktioniere nur, wenn die Gruppe auch als solche erkennbar sei und sich keine großen Abstände bilden. „Die letzte Klasse war sehr aufmerksam und motiviert", freut er sich. Da ahnt er noch nicht, dass er mit ein paar Kandidaten dieser Gruppe noch Probleme bekommen wird. Ein Schüler stört massiv und macht keine Anstalten, der Regel-Erläuterung zu folgen. Bei allem guten Willen sieht Würffell irgendwann keine andere Möglichkeit mehr, als ihn von der Tour auszuschließen. Die dann auch noch provokative, respektlose Reaktion des Schülers lässt er ungerührt über sich ergehen. Er freut sich lieber über die anderen Jugendlichen, die offensichtlich Spaß an der Tour haben.

Die Polizei macht deutlich schönere Erfahrungen an ihrer Station: „Die Schüler sind interessiert und stellen viele Fragen", freut sich Jens Knobb, Referat Prävention des Polizeipräsidiums Ludwigsburg. „Bei uns geht es um das Thema E-Scooter." Einen haben er und seine Kollegin sogar mitgebracht, damit die Schüler ihn ausprobieren können. Und sie sind begeistert. „Das ist natürlich genau die Zielgruppe", meint Knobbe und lacht. E-Scooter seien gerade absolut im Kommen, der Trend habe sich über die letzten Jahre sehr verstärkt. Umso wichtiger sei, die Schüler zu sensibilisieren. „Gefahren wird auf dem Radweg, oder, wenn es keinen gibt, auf der Straße. Aber der Gehweg ist nicht zulässig", so der Polizist. Außerdem seien die Roller oft nicht versichert, manche dafür aber getunt. Auch da können empfindliche Strafen drohen, von denen die Besitzer vielleicht nichts ahnen, wenn sie sich ein derartiges Gefährt zulegen. „Die Roller zu tunen ist außerdem auch gefährlich. Die werden auch so schon recht schnell und es gibt immer häufiger schwere Unfälle damit." Dem wollen die beiden mit Aktionen wie dieser vorbeugen.

An anderen Stationen wird das richtige Abnehmen des Helms bei Verletzten geübt, Herbert Däuble vom gleichnamigen Busuntemehmen aus Deckenpfronn schult die Jugendlichen im Verhalten im Fall eines Unfalls oder Brands im Bus, und auf dem Hof der Fahrschule Halanke lernen sie etwas über den toten Winkel. Die Schüler dürfen raten, wo der Bereich ist, den der Autofahrer nicht sehen kann und Tennisbälle in diesen legen. Dann testen sie vom Fahrersitz aus, ob sie richtig lagen. „Viele sind überrascht, dass da ja wirklich ein großer Bereich ist, den der Autofahrer gar nicht sieht", erklärt Stefan Halanke. Auch in Herrenberg gebe es einige kritische Stellen. „Beim Kaufland zum Beispiel gibt es einen Zebrastreifen, über den oft Radfahrer fahren, wenn gerade ein Bus darüber abbiegen will." Und der sehe das Fahrrad unter Umständen nicht. Das dürfte zumindest den Schülern nun bewusst sein.

(Artikel erschienen am 11.07.2025 im Gäubote Herrenberg. Wir danken der Redaktion des Gäubote für die freundliche Genehmigung des Nachdrucks. Siehe auch www.gaeubote.de).

 

Bericht über die Anschaffung eines Bambulab P1S

betreuender Lehrer: Johannes Hilscher

Der Fachbereich Technik der Jerg-Ratgeb-Schule in Herrenberg freut sich über die Anschaffung eines neuen Bambulab P1S 3D-Druckers. Diese Investition stellt einen bedeutenden Schritt zur Modernisierung der technischen Ausstattung dar und ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, ihre technischen Fähigkeiten weiter auszubauen und praxisnah zu vertiefen.

Der Bambulab P1S überzeugt durch seine hohe Druckqualität, seine Geschwindigkeit und seine Benutzerfreundlichkeit. Durch die Integration dieses Geräts in den Unterricht können die Schülerinnen und Schüler moderne Fertigungstechniken kennenlernen und eigene Projekte in die Realität umsetzen. So wird nicht nur die technische Kompetenz gestärkt, sondern auch die Kreativität und das lösungsorientierte Arbeiten gefördert.

Der Bambulab P1S ergänzt außerdem ideal den bestehenden MakerSpace der Jerg-Ratgeb-Schule. Mit seiner fortschrittlichen Technologie bietet er zusätzliche Möglichkeiten zur Umsetzung kreativer Projekte und erweitert die technischen Möglichkeiten für alle Nutzerinnen und Nutzer.

Ein herzlicher Dank gilt der Vektor Stiftung sowie dem Förderverein der Jerg-Ratgeb-Schule, die diese Anschaffung durch ihre großzügige finanzielle Unterstützung ermöglicht haben. Ohne dieses Engagement wäre die Umsetzung dieses Projekts nicht möglich gewesen. Die Schülerinnen und Schüler sowie das gesamte Technik-Team der Schule sind äußerst dankbar für diese wertvolle Unterstützung und freuen sich darauf, den Bambulab P1S in vielfältigen Projekten einzusetzen.

Der Fachbereich Technik Jerg-Ratgeb-Schule Herrenberg!

 (Johannes Hilscher)

PARIS – on y va!

betreuende Lehrkräfte: Martin Strübin, Silke Krämer, Ina Peter, Anja Pfeifer

Am 6. Mai 2025 startete unsere Studienfahrt nach Paris. Insgesamt waren 46 JRSler (43 Schülerinnen und Schüler und drei Lehrerinnen – Frau Pfeifer, Frau Krämer und Frau Peter) mit dem TGV unterwegs in die Hauptstadt Frankreichs.

Nachdem wir unser Gepäck im Hotel abgestellt hatten, mussten wir uns beeilen, um rechtzeitig das Boot für unsere Bootsrundfahrt auf der Seine zu erreichen. Hierbei konnten wir viele Sehenswürdigkeiten bestaunen. Im Anschluss durften wir mit dem Aufzug bis zur dritten Etage des Eiffelturms fahren und uns von oben einen Überblick über die Stadt zu verschaffen. Das Glitzern zu jeder vollen Stunde am Abend hat uns besonders gut gefallen.

Der zweite Tag startete für uns im „Stade de France“. Nach einer ausführlichen Stadiontour bewegten wir uns Richtung Montmartre, wo wir den Straßenkünstlern zuschauten. Gemeinsam besichtigten wir Sacré-Coeur.
Im Anschluss sind wir „runter“ in die Stadt gelaufen, wo wir noch einen Besichtigungstermin im Centre-Pompidou hatten. An diesem Tag sind wir tatsächlich die Distanz eines Halbmarathons gelaufen – über 21 Kilometer!

80 Jahre nach Kriegsende (8.Mai 2025) wurde in Paris groß gefeiert – und wir mittendrin: Die Champs-Elysées wurde für die Feierlichkeiten gesperrt, aber wir haben es trotzdem rechtzeitig geschafft, ein großes Stück der ehemaligen Prachtstraße entlang zu flanieren. Beeindruckend fanden wir auch das ehemalige Stadtschloss „Louvre“. Nach einer ausgiebigen Mittagspause bei „les Halles“, besichtigten wir noch gemeinsam die wiedereröffnete Notre-Dame. Auch an diesem Tag zeigten unsere Smartwatches, dass wir ca. 20 km gelaufen sind.

Am 9. Mai 2025 hieß es schon wieder „Au revoir Paris“ und 46 müde, aber glückliche JRSler traten die Rückreise an.

Wir bedanken uns herzlich beim Förderverein für die großzügige Unterstützung unserer Studienfahrt nach Paris! Merci!

 (Ina Peter)

 

Anschaffung eines zweiten Lasercutters für den Fachbereich Technik

verantwortlicher Lehrer: Johannes Hilscher

Dank der großzügigen Unterstützung der Vektor Stiftung und des Fördervereins der Jerg-Ratgeb-Realschule konnte der Fachbereich Technik einen zweiten Lasercutter der Firma Mr Beam samt Absaugung anschaffen. Diese Investition ermöglicht es, den Technikunterricht noch praxisnaher und moderner zu gestalten.  

Der neue Lasercutter erweitert die bereits vorhandenen Möglichkeiten im Bereich der digitalen Fertigung. Schüler*innen können nun ihre eigenen Entwürfe präzise umsetzen und ihre Projekte noch kreativer gestalten. Besonders profitieren die Technikgruppen von der höheren Verfügbarkeit des Geräts, da Wartezeiten reduziert und mehrere Projekte parallel realisiert werden können.  

Ein herzlicher Dank gilt der Vektor Stiftung sowie dem Förderverein, die diese Anschaffung erst möglich gemacht haben. Durch ihre Unterstützung wird die technische Bildung an unserer Schule erheblich aufgewertet und zukunftsorientiert ausgebaut.

 (Johannes Hilscher)

 

Vorurteile im Alltag erkennen lernen
 
Herrenberg: Zum zweiten Mal widmet die Jerg-Ratgeb-Schule ihre Alternative Schulwoche der Demokratiebildung. Es gibt Workshops zu Themen rund um Gleichheit und Meinungsvielfalt.
 
von Thomas Morawitzky, Gäubote Herrenberg, 08.02.2025
 

Abdullah Yildrim und Ayla Kolar reden mit den Schülern im jüdisch-muslimischer Workshop über Antisemitismus.               GB-Foto: Holom

Demokratie hat viele Facetten, stellt viele Herausforderungen, auf vielen Ebenen. Zum zweiten Mal nutzte die Herrenberger Jerg-Ratgeb-Schule ihre Alternative Schulwoche dazu, dieses große Thema zu erkunden. Seit Montag beschäftigten sich Schüler in verschiedenen Formaten mit verschiedenen Aspekten einer Gesellschaft, die Gleichheit und Meinungsvielfalt zu ihren Grundsätzen zählt.

Eine alternative Schulwoche gibt es an der Jerg-Ratgeb-Schule seit Jahren schon. Klassen beschäftigen sich mit verschiedenen Themen. Workshops mit externen, Kräften finden statt. Die Schüler der neunten Klassen nehmen an diesen Tagen teil am sogenannten „Mutmacherseminar", das der Berufsvorbereitung dient. Nicht Berufsfelder, Arbeitsmarkt stehen hier im Mittelpunkt, sondern die besonderen Stärken der Schüler, ihre Persönlichkeit. Sie lernen sich selbst besser kennen und wissen später vielleicht besser, welchen Beruf sie ergreifen möchten. Themen wie Persönlichkeitsentwicklung, Gemeinschaftsgefühl, Resilienz stehen im Mittelpunkt für die Klassen fünf bis sieben - Themen, die zwar nicht unmittelbaren Bezug zum Hauptthema Demokratie besitzen, in einer demokratischen Gesellschaft aber eine große Rolle spielen.

In den Klassen 8 bis 10 der Jerg-Ratgeb-Realschule rückt die Politik nicht nur als Inhalt der Workshops stärker in den Mittelpunkt. Dort findet auch eine Vorbereitung zur sogenannten Juniorwahl statt. Am 19. und 20. Februar, wenige Tage, ehe die wahlberechtigten ausgewachsenen Bundesbürger zur Urne schreiten, werden es die Schüler tun, in einer simulierten Bundestagswahl, die, lokal und bundesweit, auch ausgezählt werden wird. Eine sehr praktische Einführung in die Demokratie.

"Wir mussten manchmal schützend eingreifen"
Alexander Riegler

Zuvor schon setzen sich die Schüler auf unterschiedliche Weise mit Themen wie Rassismus, Sexismus, Mobbing, Fake News und anderen auseinander. „Was heißt hier wir" ist ein Stück der Theatergruppe „eureformation", die im vergangenen Jahr bereits in Herrenberg zu Gast war, mit einer Produktion, die sich Dietrich Bonhoeffer widmete. Nun erleben die 10. Klassen der JRS ein Stück, das sich mit der Frage beschäftigt, was es bedeutet, „deutsch" zu sein.

„Yad be Yad" derweil heißt ein Workshop der Klassen 9 und 10, der an zwei Tagen der Schulwoche stattfindet und bei dem die Schüler sich direkt ins Gespräch mit einem jüdischen oder muslimischen Gegenüber begeben. Das Gespräch findet in der Klasse, aber, auf Wunsch der Work- 
shopleiter, unter Ausschluss von Lehrern und Öffentlichkeit statt. „Act now" schließlich sind Workshops, bei denen Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe acht gemeinsam mit theaterpädagogischen Kräften die Eskalation von Szenen durchspielen, in denen Sexismus, Rassismus oder Ähnliches eine Rolle spielen.

Die Schüler sitzen im Kreis, füllen ein Klassenzimmer, die Theaterpädagoginnen diskutieren mit ihnen das Spiel, die Ergebnisse, Erlebnisse. Und die Jugendlichen denken nach, prüfen im Gespräch ihre Reaktionen, überlegen, wie eine Gesellschaft besser, fairer werden könnte. Schüler Tim fand den Workshop spannend - und lehrreich: „Wir haben viel erfahren, was im Alltag so durch Gruppenzwänge passieren kann. Ich habe so etwas selbst schon oft erlebt, mit Freunden, aber es eigentlich gar nicht gemerkt."

„Im Alltag gibt es oft einen Gruppenzwang", sagt Annalena. „Schon wenn jemand ausgeschlossen wird, weil er nicht mittrinken will oder etwas nicht essen will. Dann heißt es gleich: Wenn du nicht mitkommst, dann bist du nicht mehr mit uns befreundet." Esina weiß, dass Gruppenzwang positiv oder negativ erfahren werden kann - „Manchmal isst man etwas dann doch mit und findet es total lecker." Sie weiß aber auch, wie unangenehm der Druck sein kann, den eine Gruppe auf den Einzelnen ausübt, oder wie schlimm Ausgrenzungen aufgrund der Herkunft sein können: „Ich wurde in Deutschland geboren", sagt sie, „aber meine Familie stammt aus der Türkei. Ich habe so etwas schon erlebt. Es ist eklig. Man weiß dann nicht, was man tun soll."

„Yad be Yad" heißt, auf Arabisch und Hebräisch, „Hand in Hand" - auf solche Weise antisemitischen und antimuslimischen Vorurteilen zu begegnen, ist der Vorsatz des gleichnamigen Projekts, das seit 2024 vom Kultusministerium des Landes gefördert wird. Abdullah Yildrim und Ayla Kolar sind es, die im Auftrag des Stuttgarter Vereins Kubus nach Herrenberg gekommen sind, um mit Schülern der Jerg-Ratgeb-Realschule über diese Themen zu sprechen. Abdullah Yildrim fiel in diesen Gesprächen auf, wie wenig die Schüler mit der Symbolik der antisemitischen Propaganda, den Verschwörungstheorien vertraut sind, die Juden als bluttrinkende Ungeheuer und Großbankiers zeigen.

„Antisemitische Haltungen", sagt er, „treffen wir eigentlich vor allem an, wenn ein Kind an einer Schule von ihnen betroffen ist. Sonst kommen solche Äußerungen nur aus der rechten Szene." Seit einem Jahr arbeiten Abdullah Yildrim und Ayla Kolar für den Verein Kubus, wurden als Workshopleiter geschult - mit rechtsradikalen Inhalten wurden sie seither nicht selten konfrontiert. Rund 750 Schüler besuchen die Jerg-Ratgeb-Realschule derzeit. Etwa 450 von ihnen in den Klassenstufen 7 bis 10. Alexander Riegler, Rektor der Schule, berichtet, dass derzeit kein jüdischer Schüler die JRS besucht. Im vergangenen Schuljahr war das anders - „Und wir mussten tatsächlich manchmal schützend eingreifen." Auch die Zahl der muslimischen Schüler ist nicht hoch an der JRS. Antimusilimische Haltungen finden sich dennoch häufig.

Abdullah Yildrim und Ayla Kolar befragten die Teilnehmer ihres Workshops nicht zu ihrem religiösen Hintergrund. „Unser klarer Fokus", sagt Ayla Kolar, „liegt darauf, das jüdische und muslimische Leben heute zu zeigen, denn das wird im Unterricht nur wenig behandelt." In Herrenberg, an der Jerg-Ratgeb-Realschule, haben sie mit aufmerksamen und diskussionsfreudigen Schülern sehr gute Erfahrungen gemacht

(Artikel erschienen am 08.02.2025 im Gäubote Herrenberg. Wir danken der Redaktion des Gäubote für die freundliche Genehmigung des Nachdrucks. Siehe auch www.gaeubote.de).

 

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