2025-07 Schulhausumbau

Raus aus den Containern, zurück auf Ebene 60
 
Herrenberg - Die Jerg-Ratgeb-Realschule feiert die Wiedereröffnung einer Etage, die ein Jahr lang renoviert und umgebaut wurde. Sie bekommt damit drei Klassenzimmer und einen großen Lehrerbereich zurück.
 
von Katja Fuchs Gäubote Herrenberg, 18.07.2025
 


Dieser Bereich ist Teil des Lehrerzimmers. Es ist frisch renoviert und neu gestaltet, ebenso wie der Verwaltungsbereich und drei Klassenzimmer.    GB-Foto: Vecsey

Im Sommer brütend heiß, im Winter klirrend kalt und immer beengt: Viele Schüler der Jerg-Ratgeb-Realschule mussten etliche Schulstunden im vergangenen und diesem Jahr in Containern verbringen. Drinnen fehlt es beträchtlich an Platz. Und dass mit der Renovierung einer Etage, die Ebene 60 genannt wird, auch noch drei Klassenzimmer für ein Jahr weggefallen sind, hat es nicht besser gemacht. Zumindest die haben die Schüler ab Montag wieder zurück. „Damit löst sich zwar unser Platzproblem noch nicht", meint Schulleiter Alexander Riegler zu seinen Schützlingen, „aber die schönen, frisch renovierten Klassenzimmer motivieren euch bestimmt dennoch."

Es ist der Tag der Einweihung der frisch fertiggestellten Etage. Die ist seit Beginn des Umbaus vor einem Jahr nicht mehr wiederzuerkennen. Die Flächenaufteilung ist eine andere als zuvor. Es wurden Wände entfernt, neue eingezogen, die Räume sind hell und modern. Beachtlich ist die Gestaltung des Verwaltungsbereichs und des Lehrerzimmers. Letzterem wird diese Bezeichnung nicht gerecht. Es ist mehr eine Lehrerabteilung mit Arbeitsplatzgruppen, einem sehr gemütlichen Pausenzimmer mit Küche, und voneinander getrennten Bereichen, in denen auf Sofas in kleinen Gruppen konferiert oder auch schallgeschützt mit Eltern telefoniert werden kann. Auch die Schüler können nicht klagen, die neu gestalteten Räume sind einladend und jeder verfügt über einen großen Bildschirm, der die Kreidetafel nicht ersetzt, aber mit dieser kombiniert ist. „Hier fühlt man sich gar nicht mehr wie in einer Schule, sondern wie in einem hippen Unternehmen", staunt Oberbürgermeister Nico Reith, der zum Mikrofon greift, nachdem die schuleigene „SieBand" für die musikalische Einstimmung gesorgt hat. „Bildung ist ein hohes Gut. Diejenigen, die sie vermitteln, brau¬chen auch entsprechende Räume. Das ist ein Zeichen von Wertschätzung."

"Hier fühlt man sich gar nicht mehr wie in einer Schule, sondern wie in einem hippen Unternehmen" OB Nico Reith

Und die Lehrkräfte durften im Vorfeld auch rege mitentscheiden. „Da gibt es dann einen Bedarfsplan und einen Wunschzettel", erinnert sich der zuständige Architekt, Oliver Hess, von Hessarchitektur aus Gäufelden. „Und wir tüfteln dann aus, wie das alles machbar ist, ohne dass wir anbauen müssen." Bauen im Bestand sei eine Herausforderung, betont er. Im August letzten Jahres haben die Bauarbeiten damit begonnen, die Etage in den Rohbauzustand zurückzuversetzen. Hinzugekommen sei eine Schadstoffsanierung, denn in den 60 Jahre alten Wänden und Decken sei einiges zum Vorschein gekommen. „Eine weitere Überraschung war, dass viele Leitungen durch die Wände des Altbaus verlaufen sind, die völlig kaputt waren. Die mussten erneuert werden, was uns etwa drei Wochen gekostet hat." Entsprechend hätten sich die anderen Gewerke ebenfalls verzögert. Dann habe endlich die Decke bearbeitet werden können. Unter der Schallschutzdecke wurde eine Brandschutzdecke versteckt. „Wir haben das ganze Jahr durch gearbeitet. Da hat Herr Riegler ab und zu geschwitzt", so der Architekt, „denn wenn bei Bauarbeiten gehämmert und gedübelt wird, ist das ein Erlebnis für alle Etagen." Ohne Lärm keine Sanierung, dafür hätten alle Verständnis gehabt. Die besonders lauten Arbeiten seien auf die Samstage gelegt worden.

Man kam aneinander vorbei und die Zusammenarbeit hat hervorragend geklappt, das bekräftigt auch der Schulleiter. „Wir Lehrer hatten keine Ahnung von der Sache, dafür aber viele Wünsche und Ideen", gesteht er. Ziel sei gewesen, mit den vorhandenen Ressourcen möglichst effizient umzugehen und ein stimmiges Konzept zu erzielen. „Da haben wir oft die Köpfe über den Plänen aneinandergestoßen. Die Zusammenarbeit war eine tolle Erfahrung."

Etliche Gäste sind gekommen, um sich das Endergebnis anzusehen, auch Gemeinderäte und Kollegen der benachbarten Schulen. Die Anerkennung steht ihnen in die Gesichter geschrieben, als sie mit staunenden Blicken die neu gestaltete Etage inspizieren. Und was den Oberbürgermeister besonders freut: Das gute Ergebnis ließ sich mit einem Preis erzielen, der unter der ursprünglichen Kostenkalkulation liegt. Gerechnet hat die Stadtverwaltung mit 1,9 Millionen Euro, und es wurden schließlich nur 1,7. Auch erwähnt er dankend die 860 000 Euro än Fördergeldern vonseiten des Landes. Und weil man so schön sparsam war, springt sogar noch ein Gutschein für Schulleiter Riegler heraus. Den überreicht ihm Nico Reith für die Anschaffung von weiterer Ausstattung nach Gusto der Schule. Und das ist nicht alles, was der Schulleiter bekommt. Vom Architekturbüro kriegt er natürlich noch den Schlüssel zu den neuen Räumen: Er ist etwa einen Meter lang, einen halben breit und besteht aus frischem Hefeteig.

(Artikel erschienen am 18.07.2025 im Gäubote Herrenberg. Wir danken der Redaktion des Gäubote für die freundliche Genehmigung des Nachdrucks. Siehe auch www.gaeubote.de).

 

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