2017-07 Musikprojekt Luther

„Das macht man einmal in seinem Leben”
 
Herrenberg: Schulklassen nehmen am württembergweiten Musikprojekt „Luther klingt klasse"
 
von Anke Kumbier, Gäubote Herrenberg, 05.07.2017
 
betreuender Lehrerinnen: Anja Pfeifer, Martina Karl-Hartmann

Mitte Juli wird in der Porsche-Arena in Stuttgart ein großes Konzert ertönen. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahlen sogar zweimal am gleichen Tag, am Sonntag, 16. Juli. 250 Schulklassen haben sich angemeldet und 6 500 Kinder sind dabei, wenn es darum geht, zu zeigen: „Luther klingt klasse" — so auch der Titel des Musikprojekts. Die Schüler begleiten musikalisch die szenische Darbietung einer Geschichte über Martin Luther. Auch mehrere Herrenberger Schulen machen mit.

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Zwei Bläserklassen der JRS proben mit Lehrerin Anja Pfeifer für den Auftritt in der Porsche-Arena           GB-Foto: Bäuerle

 Bläserklänge schallen aus der Mensa des Schulzentrums Markweg über den Pausenhof. Die Schüler der Bläserklassen 5 b und 6 b der Herrenberger Jerg-Ratgeb-Real-schule (JRS) legen sich ins Zeug und üben mit einem klaren Ziel vor Augen - dem Auftritt am 16. Juli in der Porsche-Arena in Stuttgart. Dass Luther klasse klingt, wollen die Schüler am Sonntag Mitte Juli unter Beweis stellen. Initiiert wurde das Projekt von der Württembergischen Landeskirche. Anfang dieses Schuljahrs meldeten sich die Schulen an.

Mit dabei sind Schulklassen von eins bis sechs, insgesamt 5100 Sänger und 300 Bläser. David Dehn, Vorsitzender des Landesverbands evangelische Kirchenmusik in Württemberg wird den Chor dirigieren, Michael Püngel und Lars Gaupp die Bläserklassen. Außerdem treten 100 Jungbläser aus der Posaunenarbeit auf und 1000 Kinder aus Kinderchören der evangelischen Kirchengemeinden der Landeskirche. Unterstützt werden die Musikanten von einer professionellen Band unter der Leitung von Ralf Schuon sowie dem Landesjugendposaunenchor unter Hans-Ulrich Nonnenmann. Zudem wird die A-cappella-Gruppe „füenf" die Aufführung begleiten.

Da die Zahl von 6500 Mitwirkenden die Kapazitäten der Porsche-Arena übersteigt, wird es zwei Auftritte geben, einen am Vormittag um 11.30 Uhr und einen am Nachmittag. „Wir hätten nie gedacht, dass es zu diesen Zahlen kommt, aber wir freuen uns total", erklärt David Dehn. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahlen ist die Anzahl der Besucher begrenzt. Die Bläserklassen der JRS sind am Sonntagnachmittag um 15.30 Uhr dran. „Der musikalische Zugang zu Luther ist eine tolle Idee", findet Anja Pfeifer, Musik- und Religionslehrerin und Klassenlehrerin der 5b. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Martina Karl-Hartmann, Klassenlehrerin der 6b,  studiert sie das Programm mit den Bläsern ein. Seit Mitte Mai proben sie an den zwölf Stücken, die aufgeführt werden sollen. Die Organisation sei ebenfalls super, hebt Pfeifer hervor. Sie sei gespannt, wie der Auftrittstag ablaufen werde. Geplant ist ein
Theaterstück, welches die Bläser und Sänger musikalisch untermalen. Das Theaterstück stammt von Kirchenmusikerin Gabriele Timm-Bohm und spielt in der Lutherstube auf der Wartburg. „Die 'füenf' werden auch mitspielen", verrät David Dehn. Bei der Generalprobe eineinhalb Stunden vor der Aufführung, treffen die jungen Musiker zum ersten Mal aufeinander.

Auch Martina Karl-Hartmann freut sich über das Projekt, hätte sich aber etwas mehr moderne Stücke gewünscht. Das musikalische Programm reicht von „Laudato si" über „Hevenu Shalom alechem" bis zu „Ein feste Burg ist unser Gott". „Gugug I han a UFO g'sähe" von Wolle Kriwanek und „Thank you for the Music" von Abba sind die zwei aktuellsten Stücke. Neben den Noten für die Musiklehrer stellte die Landeskirche den Religionslehrern begleitendes Lehrmaterial zum Thema Luther bereit. Davon ist Pfeifer ebenfalls begeistert. Es sei interessant, den Reformationsgedanken herunterzubrechen und mit der Frage zu beginnen, wovor die Menschen damals Angst hatten. Der befreiende Religionsgedanke spiele eine wichtige Rolle. „Luther hat erkannt, dass er keine Angst vor Gott haben muss."

Pfeifer steht vor dem Orchester, gibt den insgesamt 48 Kindern den Einsatz und „Ein feste Burg ist unser Gott" erklingt. Nach einer Weile winkt sie ab - „Vorzeichencheck"- und die jungen Musiker setzen erneut ein. Zwischendurch stellt Pfeifer den Schülern ein paar Fragen zur Bedeutung der Burg im Leben Luthers und vermittelt ihnen so weiteres Wissen. Eifrig gehen die Finger nach oben, Worte wie vogelfrei, Wartburg und Bibelübersetzung fallen. „Ich wusste vorher schon viel über Luther, aus der Kirche", erklärt Jannis (12) in einer Probenpause selbstbewusst. „Und aus dem Reli-Unterricht", wirft Jonas (12) ein. Was für ihn neu war: „Luther hat einige der Lieder selbst geschrieben, die wir spielen." Erik (11) ist froh, dass es die evangelische Kirche gibt. Er hätte keine Lust zu den Katholiken zu gehören. Das hat einen einfachen Grund: „Deren Reli-Buch wiegt mehr", erläutert er lachend. Mirjana (11) und Melina (11) gefallen alle Stücke gut. Jakoba (12) hebt einige Schwierigkeiten hervor. „Die hohen Töne und die Vorzeichen sind teilweise kompliziert." Auf einen Gast sind die Schiller Mitte Juli besonders neugierig - auf die Band „füenf". „Wir sind gespannt, wie es klingt, wenn alle zusammenspielen." Sie freuen sich auf das Konzert und sind auch ein bisschen aufgeregt. „Das macht man einmal in seinem Leben hat mein Vater gesagt", erklärt Jannis.

Drei weitere Schulen aus Herrenberg werden am 16. Juli ebenfalls dabei sein und am Nachmittag ihren Auftritt haben: Sänger der Pfalzgraf-Rudolf-Schule, der Vogt-Heß-Schule sowie der Albert-Schweitzer-Schule.

Etwa 40 Kinder treten für die Pfalzgraf-Rudolf-Schule aus den Klassen zwei, drei und vier an. Die katholischen und evangelischen Religionsklassen haben die Stücke im Unterricht einstudiert. Zwei Lehrerinnen waren Anfang des Jahres auf einer Fortbildung, die die Landeskirche zum Thema Liedvermittlung anbot. „Es handelt sich bei uns um ein ökumenisches Projekt", hebt Religionslehrerin Annette Arenz hervor. „Die Kinder erfahren auf diese Weise Luthers Geschichte viel intensiver", erklärt Arenz und spricht von einem großen emotionalen Erlebnis. Unterstützung bekommen die Sänger beim Proben von Kirchenmusikerin Christa Feige von der Kinderkantorei der Stiftskirche Herrenberg.

20 Schüler der Klassen vier bis sechs der Albert-Schweitzer-Schule Herrenberg, sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum, werden am Nachmittag ebenfalls als Teil des Chores auf der Bühne stehen. Im evangelischen und katholischen Religionsunterricht haben sie die Lieder seit Ende letzten Jahres eingeübt und sich mit Martin Luther sowie der Reformation beschäftigt. „Für unsere besondere Schule und unsere besonderen Schüler ist es eine große Herausforderung und ein wunderbares Erlebnis", hebt die evangelische Religionslehrerin Ute Haug hervor.

Bianca Krewer, evangelische Religionslehrerin an der Vogt-Heß-Schule und ihre Kollegin für den katholischen Religionsunterricht, Margret Somfleth, reisen mit 19 Chorsängern der Klassen fünf und sechs nach Stuttgart. Krewer spricht von der Herausforderung, die Lieder einzuüben und von der Schwierigkeit die im Lehrplan vorgesehenen Lerninhalte und das Projekt bei zwei Stunden Religionsunterricht in der Woche unter einen Hut zu bringen. „Aber da wir uns im Luther-Jahr befinden, ist es angebracht". Ihr gefällt die Mischung von historischem und musikalischem Zugang zum Reformator, dessen Einfluss auch nach 500 Jahren noch spür- und hörbar ist.

(Artikel erschienen am 05.07.2017 im Gäubote Herrenberg. Wir danken der Redaktion des Gäubote für die freundliche Genehmigung des Nachdrucks. Siehe auch www.gaeubote.de).

 

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