2025-11 Handwerkstatt auf der Tübinger Hütte

Jugendliche packen beim Wegebau mit an
 
Heim(at)werker: Realschüler arbeiten im Rahmen der „Handwerkstatt" auf der Tübinger Hütte.
 
von Tomas Holzapfel, Gäubote Herrenberg, 06.11.2025
 

Teamarbeit und handwerkliches Geschick sind bei den Jerg-Ratgeb-Realschülern auf der Tübinger Hütte gefragt.
 

Es war ein Alpinabenteuer der besonderen Art, das 16 Schülerinnen und Schüler sowie drei Lehrkräfte der Herrenberger Jerg-Ratgeb-Realschule (WS) erlebten. Statt Englischlektüre, Matheformeln und Deutschaufsatz ging es für fünf Tage ins Montafon, wo man der Tübinger Hütte im Rahmen des Projekts „Handwerkstatt" einen Besuch abstattete. Der Name lässt es vermuten: Zum bloßen Vergnügen ging es für die engagierten Neuntklässler nicht in die Berge, vielmehr standen in einer ereignisreichen Woche neben dem Naturerlebnis auch handwerkliche Arbeit und Teamwork auf der Agenda. Es gibt sie also noch, diese Momente, in denen Smartphones und digitale Medien plötzlich ganz weit weg sind. Wenn man dem Ruf des Berges folgt und auf der 2193 Meter hoch gelegenen Alpenvereinshütte keinen Handyempfang hat, verschieben sich schnell die Prioritäten.

Bei der „Handwerkstatt" handelt es sich um eine Initiative der Stiftung Würth und des Kompetenzzentrums ökonomische Bildung Baden-Württemberg, die sich zum Ziel setzt, ökonomisches Denken und Berufsorientierung in baden-württembergischen Schulen zu vereinen und zu verbessern. Während eines einwöchigen Aufenthalts auf einer Berghütte kommen die Schüler mit dem breiten Spektrum handwerklicher Arbeit in Berührung und können sich so — auch im Rahmen der Berufsorientierung — mit eventuell passenden Betätigungsfeldern beschäftigen.

Die Schülergruppe reiste mit zwei Kleinbussen ins Montafon

Über diverse Ecken kam Johannes Hilscher mit der Tübinger Hütte in Verbindung. „Ich war mit meinem Sohn in Rottenburg klettern", erzählt der Herrenberger Lehrer, „über die Alpenvereinssektion schloss ich dann Bekanntschaft mit Roland Hunger, dem Referenten der Tübinger Hütte." Schnell wurden erste Kontakte mit der Tübinger Hütte geknüpft, dessen Hüttenpächter Tim Härter ursprünglich ebenfalls aus dem Gäu stammt (der Gäubote berichtete). Über das offizielle Bewerbungsportal der Stiftung Würth, die als gemeinnütziger Träger fungiert, erhielt die Herrenberger Realschule den Zuschlag für eine Erlebniswoche auf der kooperierenden Alpenver-einshütte.

„Da wir mit zwei Kleinbussen anreisten, war unsere Teilnehmerzahl auf 16 Schülerinnen und Schüler limitiert", sagt Johannes Hilscher. Weshalb auch in der Schule ein kleines Bewerbungs- und Auswahlverfahren initiiert werden musste. Mitfinanziert wurde das Projekt vom Förderverein der Jerg-Ratgeb-Schule, von der Würth-Stiftung erhielt jeder Teilnehmer einen Rucksack mit entsprechendem Werkzeug.

Entsprechend gut vorbereitet, galt es am Anreisetag erst einmal die 700 Höhenmeter von der Mittelstation der Versettlabahn in Gaschurn bis zur Tübinger Hütte zu bewältigen. „Das machte schon mal den Kopf frei für die kommenden Tage", sagt Johannes Hilscher, der genauso wie seine mitreisenden Kollegen Ina Dietrich und Tobias Stark im Fach Technik unterrichtet.

In enger Zusammenarbeit mit dem Hüttenwirt und dem Team des DAV Tübingen fertigten die Jugendlichen am zweiten Tag stabile Holzregale, die künftig im Hüttenbetrieb Anwendung finden. Zusätzlich entstand eine praktische Handybox, in der Gäste ihre Mobiltelefone zukünftig sicher verstauen können. Neben handwerklichem Geschick war hier Teamarbeit gefragt — vom genauen Messen und Sägen über das Schleifen bis hin zum gemeinsamen Montieren. An einem weiteren Praxistag wurde im direkten Umfeld der Hütte beim Wegebau kräftig mitangepackt. Unebene Stellen wurden ausgeglichen, Steine versetzt und Wege gesichert, um die Zugänge für Gäste und das Hüttenteam zu verbessern. Außerdem wurden weitere Werkstücke angefertigt, unter anderem eine Holzbox für den Hüttenwirt, die künftig vielfältig eingesetzt werden kann. „Das Gefühl, einen bleibenden Beitrag für die Hütte geleistet zu haben, war bei allen spürbar", sagte Johannes Hilscher abschließend.

Am „Ruhetag" erwanderten Lehrer und Schüler vor beeindruckender Bergkulisse das Garnerajoch auf 2488 Metern, alle Teilnehmer zeigten sich von Ruhe und Weite begeistert. Zurück an der Hütte wurde ein rund zwei Meter großes Steinmännchen aufgebaut — als bleibendes Symbol für Teamgeist, Ausdauer und Kreativität. Parallel konnten sich die jugendlichen unter der fachkundigen Anleitung von Sektionsbeirat Günter Maier direkt an der Hütte im Felsklettem ausprobieren. Mit Gurt und Seil gesichert, wurde die eine oder andere Kletterroute angegangen. Am Abschlussabend wurde am Lagerfeuer bis zur Nachtruhe gegessen, gelacht und mit Blick auf den beeindruckenden Sternenhimmel ließ die Gruppe eine aktionsreiche Woche Revue passieren. „Am Ende blieb das positive Gefühl, Teil eines besonderen Projekts gewesen zu sein", meint Johannes Hilscher, „ein Projekt, das zweifelsohne Spuren hinterlassen hat. Auch bei den Eltern. Ich habe im Nachgang einer Aktion noch nie so viele dankende und positive Worte erhalten."

Neben der Jerg-Ratgeb-Realschule war in diesem Jahr auch die Gemeinschaftsschule Ammerbuch an der Tübinger Hütte aktiv. „Ein tolles praxisorientiertes Projekt zur beruflichen Orientierung", bestätigte auch Schulleiter Christian Rapp in einem Youtube-Video (www.youtube.com/watch?v=XTb5zKeXoBk), das die Aktion eindrucksvoll verdeutlicht. „Es ist das Ziel unserer Schule, die Handwerkstatt ins berufliche Konzept einzubinden", sagte Rapp.

Die Schüler der JRS kommen mit dem breiten Spektrum handwerklicher Arbeit in Berührung.         GB-Fotos: Jerg-Ratgeb-Realschule Herrenberg

(Artikel erschienen am 06.11.2025 im Gäubote Herrenberg. Wir danken der Redaktion des Gäubote für die freundliche Genehmigung des Nachdrucks. Siehe auch www.gaeubote.de).

 

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